Hojsova Stráž
Liebeshöhe
Ein Knopf, ein Luchs und der Schultheiβ aus Hojsova Stráž. Das Leben im Gebirge war nie leicht und das in tiefen Wäldern des Königwaldes schon gar nicht. Der Böhmerwald, wohin wir heute wegen der schönen Natur, zum Ski und zu Assflügen hin fahren, war eine rohe und gefährliche Gegend. Dem Böhmischen Fürstentum drohte jede weile das Eindringen der Deutschen Armee, und so setzten sich hier die „Künischen“ nieder, damit sie die Landesgrenze bewachen und die Sicherheit der Handelsleute und der Wanderer auf den Wegen sicherten. Mit der Zeit hat sich hier die böhmische und das deutsche Bevölkerung durchgemischt und lebte gemeinsam – einer war besser, einer schlechter, aber in der rauen Landschaft ist es egal, mit welcher Sprache wer spricht, wichtiger ist es, was für ein Mensch es ist. Im Dorf, dass heute Hojsova Stráž heiβt, lebte damals der junge Schultheiβ mit dem Namen Čestislav. Es wahr ein stattliches Mannsbild, die breiten Schultern trugen auf einem starken Hals einen klugen Kopf, und so haben alle Čestislav geachtet. Und da nicht einmal der stärkste und weiseste Mann nicht allein leben will, verliebte sich der Schultheiβ in die schöne Adelheid, die Tochter des Knopfmacher von dem unweiten Pernet. Ihr Vater, ein untergesetztes Männlein mir rundem Gesicht, hat sich in kürze Čestislav beliebt und zeiget ihm gerne, wie man Knöpfe aus glänzender Perlmutter macht. Der Schultheiβ war scharf und hatte geschickte Hände und hat auch gleich probiert. Einen sehr schönen hat er dann der Adelheid mit einem Versprechen , dass er ihr schon in kürze einen Ring gibt und sie zur Frau vom Schultheiβ macht, geschenkt. Es war damals ein angenehmer Altweibersommer und sie schauten gemeinsam in die Landschaft von einem Berg, wo sich die verliebten aus der Umgebung trafen, was dem Berg den Namen Geliebter (Milenec) gab. Es war bereits Mai, der letzte Schnee war nur noch im dunklem der Wälder und die Berge herum grünten was das Zeug gibt, die Wiesen blühten und dufteten, kurz eine Freude anzusehen. Noch bevor die Sonne aus den rosa Betten aufgestanden ist, hat sich Čestislav auf den Weg gemacht um Kontrollieren ob dem Böhmischen Land keine Gefahr droht oder ob sich auf den Wegen zwischen Böhmen und Bayern keine Unregelmäβigkeiten oder andere schlimme Sachen zutragen. Er hatte schon Lange den Verdacht dass allen Künischen direkt unter der Nase eine Schmugglerbande arbeitet. Die Augen sehen in die Ferne und zwischen die Bäume. Da schien ihn, dass er was gesehen hat. Er geht vom Weg. Er hält bei einer stattlichen Eiche an, er versteckt sich hinter dem Stamm und versucht zu sehen, was ihm her gebracht hat. Dann lacht er nur ruhig: was er gesehen hat sind keine Soldaten oder Schmuggler, sondern zwei Rehe, die langsam aus dem Wald kommen. Da hat Čestilav etwas hinter dem Ricken geknistert. Er dreht sich um und erblickt drei Schatten, die sich schnell in die Sträucher beim Weg versteckten. Čestilav versteckt sich hinter dem Baum und wartet. Nach einer kurzen Zeit kommen zwei Schatten mit Säcken über den Buckel aus den Sträuchern hinaus und gehen auf dem Weg als wäre nicht geschehen. Čestislav hat kurz einen Gedanken an den dritten im Kopf. In dem spürt er im Nacken einen schrecklichen Schmerz, vor dem Augen wird es dunkel und er fällt irgendwo hinunter. Er fällt. Ein schrecklicher Schmerz. Er sieht vor sich einen groβen Luchs. Das ist das Ende, fällt Čestislav ein. Und dann nur noch schwarz, Finsternis und nichts. Die Sonne stand schon sehr hoch, aber der Schultheiβ kam noch immer nicht zurück. Im Dorf war bereits nach im eine Suche . Es war notwendig einige Papiere unterzeichnen, die Mannschaft auszahlen und zwei Nachbarinen brauchten das Urteil wem das Ei, dass Höhne der einen auf den Hausstufen der anderen gelegt hat, gehört. Die Männer rückten auf den Weg aus, um zu sehen, ob Čestislav etwas geschehen ist, aber alle kamen mit lehren Händen zurück. Nachmittag gelang die Nachricht auch in das Knopfmacher Haus auf den Prenet. Und da sie es bis hierher weit hatte, traf sie Unterwegs ein paar Klatschfrauen, und Adelheid erfuhr, dass ihren Liebsten ganz sicher im Wald ein Bär zerrissen hat oder dass ihn Schmuggler überfallen haben. Adelheid bekam Tränen in die Augen, nahm ein Tuch über die Schultern und lief aus dem Haus. Sie lief ohne zu wissen wohin, vom Berg hinab, auf den hinauf, durch Wiese und Wald. Als sie endlich anhielt und die Tränen abwischte, sieht sie, dass auf dem Gipfel des Berges Liebster (Milec), wo sie mit ihrem Liebsten einige Liebeszeit, verbrachte. Die Sonne neigt sich zum Untergang und streichelt mit seinen Rosastrahlen das Gras. Adelheid setzt sich traurig auf einen Stein und sieht in die Landschaft. Nach Hause hat sie es weit, bis zur Finsternis schafft sie es nicht. Vielleicht bleibt sie bei jemandem über Nacht, aber was dann, sie stirbt ruhig hier. Wen Čestislav verloren ist, hat ihr Leben doch keinen Wert. „Aber, aber Mädel, warum so schwarze Gedanken?“ hört sie plötzlich neben ihr. Adelheid dreht sich um und sieht einen stattlichen Luchs. Das Blut in ihren Adern wird steif. Dann holt sie Luft und sagt „Meinem Liebsten ist etwas schreckliches passiert. Früh bei Sonnenaufgang ist er zum Rundgang aufgebrochen und ist nicht zurückgekommen“. „Die Berge sind grausam, aber die Menschen sind schlimmer. Wen du etwas hasst was dir dein Liebster aus Liebe schenkte, lege es hier auf den Stein. Und gehe ruhig nach Hause. Um deinen Schulzheiβ habe keine Angst“ sagte der Luchs. Adelheid hat nicht einen Moment überlegt, sie riss von des Bluse den Knopf, den für sie Čestislav erzeugte, ab, legte ihn auf den Stein und läuft runter, ins Dorf. Hier bitte sie um Unterkunft und erzählt, was ihr auf Liebesberg zugestoβen ist. Sie erzählt es jedem beim Treffen, und so gelangt die Episode zu den drei Jünglingen, die ihren Lebensunterhalt mit Schmuggeln von Böhmen nach Deutschland und zurück verdienten. Noch bevor es ganz dunkel wurde liefen Sie auf den Liebesberg und schon strecken sie die Hände nach dem Knopf. Sobald sie ihn berührten steht vor ihnen ein stattlicher Luchs. „Was wollten sie denn hier holen?“ fragt er mit einer Stimme, bei dem alle Glieder steif werden und das Wasser im Munde austrocknet. „Nur so“ sagt einer. „Wirklich, nichts“ murmelt der andere. Der dritte hellt den Knopf in Handfläche fest. „So, denn Knopf wolltet ihr“ sagt wieder der Luchs. Und ehe die drei nur ein Laut sagen, schwingt er mit seiner Vorderpfote und trifft ihre Gesichter. Er schwingt die andere und trifft sie von der anderen Seite. Aus den tiefen Narben fliest Blut. Sie wischen sie in die Ärmel ab, aber sie nicht anhalten. Der Schmerz ist riesig. Und wenn einer auf den anderen Sieht, sieht er dass die Entstellung, die ihnen der Luchs zugefügt hat, riesig ist. „Leutchen, Leutchen, der Schultheiβ ist zurück! Sie haben den Schultheiβ gebracht!“ das Geschrei zog weitere und weiter Schläfer aus den Betten. Es war am Früh als in das Dorf ein Mann mit einem Wagen kam, der in den Wäldern lebte und vom Wildjagen lebte. Diesmal hat er auf dem Wagen keinen Hirsch, Wildschwein oder Hasen. Auf Pelzen hat er den Schultheiβ. „Ich fand ich gestern Abend“ erzählt er allen. „Ich gehe durch den Wald und sehe Luchstapfen. Sehr groβe. Ich sage zu mir: das muss aber ein groβes Stück sein. Ich gehe ihnen nach – und plötzlich enden sie. Direkt beim Körper dieses Armen. Ich brachte ihn zu mir ins Haus, pflegte ihn, aber ich sage ihnen, es sah sehr schlecht mit ihm aus. Gebrochen, schlief er oder fieberte, viel Leben gab ich ihm nicht. Und dann auf einmal, es war kurz vor Sonnenuntergang, als wer ein Wunder geschehen. Er beginnt sich zu Erholen, die Wunden heilen. Nun ist er nur schwach“ sagt der Jäger und der Schultheiβ versucht langsam auf dem Wagen aufzustehen. Da kommt Adelheid gelaufen. Sie umarmt Čestislav, fasst reist sie ihn vom Wagen. In ein paar Tagen war der Schultheiβ ganz Gesund und zu Pfingsten war eine groβe Hochzeit. Alle freuten sich, tanzten, sangen und rufen „Hojsa hojsa hojsasa, hoja hoja hoj!“ Und alle Leute aus Nah und Fern, die einen groβen Wunsch oder Leiden haben, bringen seit der Zeit auf den Berg Liebster Geschenke aus Liebe. Ehrliche und tiefe Wünsche werden dann erfüllt. Wer aber die Geschenke von Berg stehlen wollte, denn trifft was sehr schlimmes.
Ein Körnchen der Wahrheit Die erste Siedlung am Platz der heutigen Hojsova Stráž entstand in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts, den Ursprünglichen Nammen können wir nicht. Später entdecken wir den Nahmen Eisenstrass und dann auch Schultheiβerei Hojsovská. Die ursprünglichen Bewohner waren Schützer der Grenze, sog. Künische. Als sich zwischen Böhmen und Bayern der Handel entwickeln begann und die Leute über die Grenze hin und her wanderten, entstand auf dem Prenet das erste Zollhaus. Der Knopfmacher machte Knöpfe aus Perlmutter. Der Gipfel über Hojsova Stráž trug den Namen Liebs Berg, heute Milec und dem Ausblick, von dem sie den Kamm des Künischen Waldes beobachten können, wurde Liebeshöhe genannt.